ELISABETH AUGUSTIN

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Elisabeth Augustin im Interview mit Thomas Jorda, NÖN, Juni 2007: "Ich bin sehr dankbar für mein Leben."

Wenn man auf dem Besetzungszettel von Ludwig van Beethovens "Fidelio" (Premiere 8. Juli in Klosterneuburg) den Namen Elisabeth Augustin findet, glaubt man zuerst an einen Irrtum.

Was hat die Burgschauspielerin in einer Oper zu suchen?

"Das ist schon das falsche Metier, das gebe ich ja zu, aber es stimmt. Ich habe in Klosterneuburg eine sehr schöne Sprechrolle bekommen. Ich spiele Leonore, die nach vielen Jahren in das bereits längst geschlossene Gefängnis zurückkommt und sich an das Geschehen damals erinnert. Die Oper läuft in ihrer Erinnerung ab. Meine Leonore bleibt fast dauernd auf der Bühne, wird von keinem gesehen, sieht aber selbst alle, mischt sich ein, stellt um und kommentiert vieles."

Mit der Rahmenhandlung gehen die operklosterneuburg und ihr Intendant, Michael Garschall, natürlich ein gewisses Risiko ein.

"Ja, Garschall hat Bedenken, dass er das Publikum abschrecken könnte. Aber ich habe ihm Mut gemacht. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen sehr neugierig werden, wenn sie von solchen Deutungen hören."

Warum gerade sie diese Rolle bekommen hat, das müsse man natürlich Garschall fragen.

"Aber ich sehe eine Brücke zu meiner jüngsten Rolle im Burgtheater, dem Monolog für eine Frau, die auch zurückblickt. Und tatsächlich ist das eine aktuelle, reale Facette auf meinem Lebensweg. Ich bin nicht mehr ganz jung, ich bin noch nicht alt. Und ich fange an, mich zu erinnern, wie es damals war …"

Den Wunsch des Vaters von der Tochter erfüllt Schauspielende Vorfahren hat Elisabeth Augustin keine, aber sie kommt aus einer sehr künstlerisch geprägten Familie.

"Mein Vater war ein sehr guter Geiger, der durch den Krieg vier Jahre verloren hat. Jüngere Kollegen haben ihn überholt, er hat für sich in der Kunst keine Zukunft gesehen und Architektur studiert. Aber in seiner Freizeit hat er immer Geige gespielt. Sein Wunsch, Künstler zu werden, hat sich auf mich übertragen."

Dabei ist die Schauspielerin alles andere als extrovertiert, wie's der Beruf vermuten ließe.

"In jungen Jahren haben mich oft schwere Zweifel geplagt, und ich habe mich zurückgezogen. Ich bin nicht nach außen ausgebrochen, sondern nach innen. Meine Freundinnen haben mich dann herausgeholt und an mein Ziel erinnert."

Jedenfalls, meint Elisabeth Augustin, "wäre ich nicht ans Max-Reinhardt-Seminar gekommen, dann hätte ich sicher gleich aufgegeben".

Das Schreiben wäre für sie eine Alternative gewesen, und tatsächlich hat sie literarische Spuren hinterlassen.

"Für den großen Roman fehlt mir die Zeit. Das Schreiben frisst einen auf. Ich verstehe mich als Schauspielerin, die schreibt, Regie führt und singt - aber immer Schauspielerin ist."

Auf der Suche nach neuen Wegen und neuen Bildern Ihr Herz hängt sehr am zeitgenössischen Theater.

"Vielleicht, weil ich drei Kinder habe. Mich interessiert, was sie denken und was sie beschäftigt. Die Autoren und Regisseure meiner Rollen sind jünger als ich. Und ich finde es spannend, mit ihnen neue Wege zu suchen und neue Bilder zu schaffen. Es ist ja heute so, dass in den Stücken die Dramatik zugunsten von Textflächen zurückgestellt wird, und man sich der Frage stellen muss, wie man diese Texte transportiert."

Seit sechsundzwanzig Jahren ist Elisabeth Augustin mit Rudolf Melichar verheiratet. Kennen gelernt hat sie ihn an der Burg.

"Ich wurde als Partner von Michael Heltau in Tom Stoppards ,Travesties' engagiert, hab' aber davor noch die Fanny in Nestroys ,Früheren Verhältnissen' gespielt. Dabei habe ich ihn kennen gelernt. Bei einem Fest hat eine Kollegin gesagt: Schau, die Elisabeth und der Rudi, wie die sich ähnlich schauen! Dabei waren wir damals noch gar nicht zusammen. Aber wir haben eben eine ganz besondere Wesensverwandtschaft. Menschen mit Seelenaugen können so was sehen."

Es ist eine glückliche Beziehung geworden, und sie ist es immer noch.

"Wir leben fast wie eine Durchschnittsfamilie. Ich habe bald verstanden, dass Kinder konservativ sind und ein regelmäßiges Leben haben wollen. Sie haben gelernt, dass so ein Leben nicht immer möglich ist, vor allem, wenn Mutter oder Vater vor einer Premiere stehen."

Sehr viel Zeit verbringt die Familie in Yspertal. Hier haben Augustins Eltern vor vielen Jahren ein Haus gefunden, und später auch die Tochter.

"Ich habe die Gegend schon als Kind geliebt, und deshalb haben wir hier auch sehr gezielt gesucht. Heute noch machen wir keine großen Urlaube, sondern verbringen sehr gerne die Ferien hier."

Heuer wird's ein bisserl anders sein. Denn da muss sie das Yspertal immer wieder mit einem spanischen Gefängnis tauschen.

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Fotos: Franz Gleiss

 

 

 

 

Kontakt: info@elisabethaugustin.com