ELISABETH AUGUSTIN

ZUR PERSON | PORTRAITS | ZU SEHEN | ROLLEN | REGIE | PROGRAMME | HOME

Interview mit Bettina Eibel-Steiner
in der Bühne, Oktober 2007

„Mich haben diese Einakter sofort magisch angezogen. Ich habe Lotte Ingrisch über eine Freundin kennengelernt, eine Sängerin, und da lag auf einem Tischchen dieses Buch. Ich habe gefragt, ob ich es mir ausborgen kann. Und nach dem ersten Mal lesen war mir klar: Das muss ich einfach machen!“

Burgschauspielerin Elisabeth Augustin bringt im Kasino der Burg Lotte Ingrischs  „Damenbekanntschaften“ auf die Bühne. Die vier Einakter sind 1973 erstmals erschienen, nachdem sie zuvor im ORF gezeigt worden waren: Doch anschließend versanken sie über drei Jahrzehnte lang in der Versenkung. Warum?

„Vielleicht war es einfach nicht die richtige Zeit“, meint Elisabeth Augustin. Möglicherweise erschienen sie auch zu oszillierend, zu schillernd, zu wenig klar. „Es ist ein zum Teil skurriler Text voller Ambivalenzen. Wobei ich mit skurril nicht den sprichwörtlichen Fisch auf dem Fahrrad meine.“ Skurril wie das Leben eben.
 

2005 wurden die „Damenbekanntschaften“ jedenfalls wieder neu aufgelegt – und es war dieser Band, der Elisabeth Augustin in die Augen stach. Untertitel: Vier Mördereien“: „Das ist durchaus humoristisch gemeint“, betont Elisabeth Augustin: „Lieben kann eben auch tödlich sein. Oft ist ein Quäntchen Gift dabei. Es ist ein Stück darüber, welche Spielarten sich zwischen zwei Menschen entwickeln, wie Menschen versuchen, aufeinander zuzugehen“. Und darüber, wie sie scheitern. Einakter über die Liebe also – oder besser darüber, was Liebe sein könnte, aber oft eben nicht ist: Da vertreibt sich ein Ehepaar die Langeweile des Alltags mit eigenwilligen Rollenspielen – die dann eine unerwartete Wendung nehmen. Da trifft ein Rollstuhlfahrer in der Krankenschwester jene große Liebe wieder, deretwegen er sich vor Jahrzehnten aus dem Fenster gestürzt hat - und kann dieses unerwartete Geschenk doch nicht annehmen. Und da lernt ein alter Herr am Grab seiner Gattin eine andere, etwas eigenartige Frau kennen. Nicht ohne von - durchaus gut gemeinten  - Kommentaren aus dem Jenseits immer wieder unterbrochen zu werden.

Für das Kasino am schwarzenbergplatz hat sich Elisabeth Augistin noch etwas einfallen lassen: Sie hat - in Einvernehmen mit Lotte Ingrisch – eine Figur dazuerfunden: Zum einen kommentiert diese Fini Schinagl das Geschehen und verbindet so die Einakter miteinander. Zum anderen ist diese Figur ein Kunstgriff, um das Publikum an den Regieanweisungen teilhaben zu lassen: „Hermann Beil hat zu den Damenbekanntschaften ja das Vorwort geschrieben und darauf aufmerksam gemacht, dass diese Regieanweisungen sprachlich etwas ganz eigenes sind. Die sind nicht nur Mittel zum Zweck. Ich wollte diese Sprache auf die Bühne bringen.“

Auf eine Bühne übrigens, die gerade zwei Mal acht Meter misst: „Inklusive dem Musiker sind ständig zehn Personen auf der Bühne präsent. Das erfordert von allen Beteiligten eine Menge Geduld und ganz präzise Abmachungen, wie sich jeder wann zu bewegen hat. Aber mir passt das gut. Hätte ich eine größere Bühne zur Verfügung, hätte ich trotzdem etwas Enges gebaut.“ Denn die Figuren in Lotte Ingrischs Einaktern sind eingesperrt. „Sie rechnen kaum mehr damit, dass sie sich befreien können, dass sie jemanden kennenlernen könnten. Es gibt nur noch ein klitzekleines Vielleicht, und dieses Vielleicht beobachten wir. Wir beobachten, wie die Türe einen Spalt weit geöffnet wird.“

Die in Wien aufgewachsene Elisabeth Augustin ist Mitglied des Burgtheaters – und hat sich vor allem mit der Interpretation neuerer Stücke – etwa von Elfriede Jelinek und Gert Jonke – hervorgetan. Regie führte sie unter anderem im Neuen Theater Tribüne, im Kosmos Frauenraum und im Odeon: Schnitzler, Nestroy, auch Ausgefallenes wie die „Vaginamonologe“ waren dabei. Wie sie zur Regie kam? Zum einen, meint Elisabeth Augustin, hätte sie möglicherweise eher Regie studiert als Schauspiel – wäre sie als junges Mädchen etwas mutiger gewesen. Zum zweiten habe sie ja drei zum Teil schon erwachsene Kinder: „In dieser ganzen Zeit habe ich praktisch nie Zugriff auf die Fernbedienung gehabt. Immer haben andere bestimmt, was geschaut wird und irgendwann habe ich dann aufgegeben und mir gedacht: Wenn ich ohnehin nicht sehen kann, was ich will, dann beschäftige ich mich eben mit Dingen, die mich interessieren.“ So hat sie in ihrer Stücke gelesen, Konzepte entwickelt, Lesungen zusammengestellt.

Mittlerweile ist der jüngste Sohn 12 Jahre alt. „Dieser Lebensabschnitt liegt bald hinter mir. Aber wo andere sich in meinem Alter schon auf ihre Pensionierung vorbereiten, habe ich das Gefühl: Da kommt noch etwas. Ich stehe ganz dicht davor!“ Ein bisschen fühle sie sich dabei wie als Kind: „Damals habe ich im Garten meiner Eltern die ganzen Nachbarskinder für meine Stücke eingespannt. Manchmal waren sie froh, weil ihnen fad war, manchmal wollten sie eigentlich lieber etwas anderes machen, manchmal klappte irgend etwas nicht so, wie es sollte, oder ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte – und trotzdem musste ich mir schnell etwas einfallen lassen: Wenn ich jetzt als Regisseurin gefordert bin, geht es mir so ähnlich“. Der Unterschied: „Als ich meinen Kollegen vorgeschlagen habe, die „Damenbekanntschaften“ zu machen, hat keiner auch nur kurz gezögert! Die waren alle sofort dabei!

^top

 

 

Kontakt: info@elisabethaugustin.com